Morbus Bechterew ist eine Krankheit aus dem rheumatischen Formenkreis, die in der Mehrzahl Gelenke des Achsenskeletts befällt. Auch können andere Körperteile wie z.B. das Auge (Iritis) oder auch Sehnenansätze und innere Organe betroffen sein. Die Erkrankung tritt meist vor dem 30. Lebensjahr erstmals auf. Ein typischer Kommentar lautet „so jung schon, normalerweise betrifft so etwas doch nur ältere Menschen“ – falsch. Genau das Gegenteil ist der Fall …
Die Krankheit betrifft in Mitteleuropa rund 0,5 %, eine Studie an Blutkonserven deutet auf 1 % hin, mit konkreter Diagnose sind jedoch weniger als 0,5 % der Bevölkerung. Alle Werte sind mit einem gewissen Fehler behaftet, da leichte Verlaufsformen aufgrund der diffusen Symptome nie eine konkrete Diagnose erhalten.
Morbus Bechterew ist nicht ansteckend, aber vererbbar. So haben zum Beispiel alle Vorfahren in meiner männlichen Blutlinie rheumatische Gelenkbeschwerden. Die Warscheinlichkeit, dass Morbus Bechterew an die eigenen Kinder vererbt wird, liegt laut Statistik bei rund 10 %, wenn ein Elternteil an Morbus Bechterew erkrankt ist. Für den Fall, dass beide Elternteile an Morbus Bechterew erkrankt sind, gibt es keine belastbaren Zahlen.
Die Ursache von Morbus Bechterew (Spondylitis Ankylosans) ist zum momentanen Stand der Kenntnis in vollem Umfang ungeklärt und sie gilt schulmedizinisch als unheilbar. Bisher bekannt ist, dass die Symptome durch eine fehlgeleitete Autoimmunreaktion, bei der körpereigene Strukturen fälschlicherweise für körperfremde Strukturen gehalten werden, verursacht werden. Die daraus resultierenden Entzündungen können – müssen aber nicht – zu teilweise erheblichen Bewegungseinschränkungen führen und es kann zu Verknöcherung von Gelenken kommen. Erschütterungen und Belastung werden zur Schmerz-Hölle. Sei es nur ein Händeschütteln, umarmen, Bodenwelle auf der Straße, Husten – innerlich zerreißt es den Betroffenen vor Schmerz.
In der Schutzhaltung entsteht meist die Bechterw-typische vorgeneigte gekrümmte Haltung, die die Beweglichkeit, Atemvolumen sowie das Sichtfeld in extremen Fällen enorm einschränkt. Bei starker Vorbeugung und Verknöcherung ist es dem Patienten nicht mehr möglich, in den Himmel oder auch nur anderen Menschen ins Gesicht zu blicken, auch ist die Orientierungsfähigkeit dadurch stark eingeschränkt.
Der Körper hat mehrere Wege, wie er mit Entzündungen umgehen kann: Bewältigen oder einkapseln, um umgebende Strukturen zu schützen. Einkapseln heißt in diesem Fall verknöchern – mit der Verknöcherung stoppen auch die Entzündungen und die Schmerzen.
Bei Frauen verläuft die Versteifung im Mittel langsamer und dadurch kam es in der Vergangenheit fälschlicherweise zur Annahme, Frauen seien weniger häufig davon betroffen, was jedoch nicht stimmt. Frauen und Männer sind in etwa gleichermaßen betroffen.
Typisch ist die sog. Bambusstabwirbelsäule, bei der die Wirbelkörper mit Knochenbrücken über die Bandscheiben verbunden sind. Auf dem Röntgenbild sieht dies wie die namensgebende Bambus-Struktur aus. Auch können andere Gelenke wie z.B. das Iliosakralgelenk von den Verknöcherungen betroffen sein.
Mit fortschreitender Verknöcherung tritt auch meist Ostoeporose auf, was die Gefahr für Knochenbrüche erheblich steigert, dieses kann jedoch mit entsprechender Prophylaxe gemindert werden.
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